Donnerstag, 5. Februar 2009

Interview mit einem Melkopfer

Aus Angst vor Repressalien der Konkurrenz wurden sämtliche Namen anonymisiert und "geändert". Das Gespräch fand jedoch genau so statt.

Magu: "Herr S., hat K. eigentlich die Lizenz zum Kühe reiten?"

Melkopfer S.: "Natürlich, die hat sogar ein Monopol!"

Magu: "Ach deswegen kann sie die Preise so nach belieben festlegen."

Melkopfer S.: "Klar, aber als Kuh ist mir der Milchpreis ja ziemlich egal."

Magu: "Aber nicht dass deswegen Kunde B. ein Monatsgehalt für einen Kaba pfänden müssen. Oder sind Sie eine bockige Kuh, die nur bei bester Pflege Milch gibt und dann auch nur so viel wie nötig, quasi für das Gütesiegel Premium?"

Melkopfer S.: "Ja, ich bin schon eine Kuh für die oberen Zehntausend. Bei mir gibts nur exklusive Milch, da erwarte ich auch das die zum Höchstpreis auf den Markt kommt. Für Kunde B. ist das natürlich schlecht, die würde sich meine Milch nicht leisten können. Wahrscheinlich bevorzugt sie deswegen Milch von anderen Kühen."

Magu: "Eine Premiumkuh also. Aber dann ist es ja wirklich kein Wunder, wenn Kunde B. lieber zur Billigkuh nach M. geht, die da ihre Milch ja nur so verschleudert."

Melkopfer S.: "Ja, is klar. Diese Billigmarktprodukte sind aber gefährlich, kann ich nicht empfehlen. Aufgrund des stark erhöhten Kundenkreises kann die Billigkuh-Milch erstens nicht ihr richtiges Aroma entfalten, dazu fehlt einfach die Reife und die richtige Pflege. Außerdem kann bei dieser Art der quantitativ-anspruchsvollen Milchproduktion nicht auf dauerhafte Reinheit des Produktes geachtet werden. Da schleicht sich schnell mal ein Bakterium oder ein Pilz ein."

Magu: "Sie haben schonmal bei der Konkurrenz probiert?"

Melkopfer S.: "Nein, aber das weiß ich von Gesprächen mit direkten Abnehmern."

Magu: "Glaubt man der Konkurrenz, arbeitet man auch daran eine Premiummarke aufzubauen, allerdings nach dem Selbstbedienungsprinzip. Heißt also, dass nicht mehr die erfahrene Melkerin melkt, sondern jeder selber zapfen muss, wenn er was will."

Melkopfer S.: "Eine Art SB-Theke? Kein schlechter Versuch, aber da muss ich mir keine Sorgen machen, ich spreche ja mit meiner Milch einen ganz anderen Kundenkreis an."

Magu: "Keine Angst, dass die Konkurrenzmilch zum It-Produkt wird? Dann könnte die Kundschaft schnell zu eben dieser Konkurrenz überlaufen."

Melkopfer S.: "Das wage ich zu bezweifeln. It-Produkte sind mehr was für den jüngeren Kundenkreis, die sich von kurzzeitigen Konsum-Trends beeinflussen lassen. Ich bediene ja nur Stammkunden."

Magu: "Ihr Kundenkreis ist also eher der ältere?"

Melkopfer S.: "Nicht direkt, das is nur eine Randerscheinung. Also um das konkret mal zu illustrieren: It-Produkte zielen mehr auf den Markt der 14-17 Jährigen. Meine Kunden bewegen sich ziemlich genau um das 20. Lebensjahr. Da sind die Kunden schon erfahrener und wissen auf was sie vetrauen können."

Magu: "Sie scheinen sich also echt eine bestimmte Zielgruppe aufgebaut zu haben. Aber ist denn der It-Markt nicht auch schon langsam gesättigt? Oder meinen Sie, dass da auch in Zukunft genug Kundschaft bereit ist auf die It-Milch einzugehen?"

Melkopfer S.: "Schwer zu sagen. Ich würde sagen der It-Milchmarkt geht sogar zurück, da It-Milch eben nur ein Trendprodukt ist. Früher oder später muss sich jeder seriöse Milchproduzent einen verlässlichen Kundenkreis suchen, sonst wirds schwierig dauerhaft schwarze Zahlen zu schreiben. Schließlich werden die Produktionskosten mit steigendem Alter immer höher.
Die Melkmaschinen brauchen dann für die alten Modelle speziell geschultes und eingearbeitetes Personal. Und das verlangt natürlich auch entsprechenden Lohn, ganz zu schweigen von eventuell anfallenden Wartungs- oder gar Ersetzungskosten."

Magu: "Herr S., vielen Dank für das Gespräch!"

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